NICHTS TUN? – Aber das geht doch nicht! (Teil 2)
Heute ist so ein Tag.
Ein ganz spezieller. Es ist Feiertag und ich sitze auf dem Bett und schreibe diese Zeilen. Ja, ich habe mich hinreisen lassen. Was war passiert?
Gestern Abend war ich, ob des Tages, sehr müde. Die Anwendungen tun gut, gleichzeitig holen sie mich auf den Boden und entspannen mich, wie ich seit Jahren – gefühlt seit Jahrzehnten – nicht mehr entspannt war. Nach dem gemeinsamen Abendessen, mit meiner Gruppe (darüber ein andermal), bin ich einfach nur noch nach oben gegangen, habe mich aufs Bett gelegt und eine Serie weitergeschaut. Um 22 Uhr, ganz untypisch für mich, so gar nicht meine Zeit, war ich so dermaßen müde, dass ich tatsächlich alles ausmachte und mich schlafen legte. Es ist zu früh, denke ich noch, und ja, ich wurde um 5:23 Uhr in der Frühe wieder wach. Na immerhin, jubelt mein inneres Gänseblümchen, 7 ½ Stunden Schlaf am Stück, ohne wach geworden zu sein.
Aber – die morgendliche Steifigkeit, heute besonders arg? Oder bilde ich es mir nur ein?
Ich spüre hin – NEIN – es ist im Grunde immer so.
Nur, ja inzwischen ist es mir bewusster. Deswegen lasse ich es näher an mich heran. Ich weiß jetzt, dass dies zu den Symptomen gehört, die ich ständig versucht bin, anderen Gründen zuzuschreiben. Gründen, die ich teilweise für mich selbst erfinde, unausgesprochen, da mich eh niemand danach fragt.
Warum?
Warum tun mir wieder die Hände, die Gelenke so weh. Warum fühlt sich mein Körper an, als hätte ich überall Eisenstangen drinnen, die unnachgiebig starr bleiben und verhindern, dass ich mich nach meiner Socke bücken kann. Ok, dann eben barfuß, denke ich, ich lauf eh lieber barfuß. Und in eben diesem Moment denke ich darüber nach - ist es das wirklich? Lauf ich wirklich lieber barfuß, oder habe ich mir das im Laufe der Zeit nur angewöhnt, weil es mir zu mühselig war, mich nach meinen Socken zu bücken? Darüber muss ich wirklich ernsthaft nachdenken.
Trotzdem stehe ich auf, denke – maaaan, jetzt habe ich so lange geschlafen und mir tut alles weh. – Vielleicht weil ich so lange geschlafen habe?
NATÜRLICH QUATSCH!
Das weiß ich jetzt und strafe mich gleich ab, für diesen in aller Gewohnheit über mich gegossenen Gedanken.
Die Gelenke sind steif wegen der Fibromyalgie – und Punkt.
Da gibt es keine Ausflüchte, nichts schön zu reden oder Gründe zu finden, fadenscheinige, oft absurde, dämliche Gründe, warum dieser verabscheuungswürdige, lästige und frustrierende Tatbestand existiert. Ich muss es aussprechen. Es liegt an dieser blöden Fibromyalgie. Ganz einfach! Ohne rot zu werden!
Mehr nicht!
Aber jetzt bin ich etwas abgeschweift und auch wieder nicht. Denn das bringt mich wieder zu dem, was ich gerade tue, nämlich, das alles aufzuschreiben. Heute Morgen stehe ich es mir zu, dem unwiderstehlichen, absolut charmanten und treibendem Max nachzugeben. Noch während ich auf dem Bett saß und den schmerzenden Muskeln nachspürte, kletterte er wieder nach oben und schlug mit der Peitsche um sich.
Tu was – bedeutet das – in der Regel. Den das – so habe ich gelernt – lenkt mich ab.
Etwas, was ich die letzten 30 Jahre immer wieder getan habe. Immer wieder nachgegeben habe und dadurch nie dazu kam, mir wirklich Ruhe zu gönnen, was die ganze Angelegenheit eher verschlimmbessert hat. Heute aber – denke ich – gebe ich nach. Diesem unermüdlichen Kribbeln in meinem Innern. Ja Max, denke ich, ich werde etwas tun. Ich werde mich an meinen Rechner setzen und mir ganz bewusst diese Gedanken vor Augen führen.
Es nicht nur aussprechen, NEIN, sondern es durch mich hindurchfließen und aus den Fingern laufen lassen.
Ergo, im Grunde habe ich mich also nicht dazu hinreißen lassen – NEIN – ich habe mich bewusst dafür entschieden. Nicht weil Max mich dazu angetrieben hat, nein, sondern weil ich damit dieses Kribbeln zulasse, bekämpfe und sage: „Max, du hörst jetzt damit auf und verschwindest. Klettere runter und lass mich in Ruhe.“ Es funktioniert! Ich merke deutlich, wie das Ziehen weniger wird und der Puls ruhiger.
Sachte schreibe ich die Zeilen und überlege, was jetzt tatsächlich die Ursache dafür ist. Denn, ich muss aufpassen, dass ich es wirklich richtig deute und nicht Max einfach nur unterschwellig eine neue Möglichkeit gefunden hat, mich anzutreiben. Ich spüre hin, tief, schließe meine Augen und drücke das Gefühl weit hinunter, da wo es hingehört und ja. Ich merke, wie ich mir ehrlich sagen kann, dass ich diese Zeilen schreibe, WEIL ich dazu Lust habe und nicht, weil mich Max dazu antreibt, zu irgendwas antreibt.
Denn ich darf einfach mal Nichts tun.
Ich mag jetzt NICHTS tun und freue mich darüber, dass ich das sagen kann, ohne dieses komische, schuldbehaftete Gefühl zu haben. Schuld, worüber? Ich weiß es nicht und wenn ich noch so sehr darüber nachdenke. Also?
Was mache ich denn jetzt?
Nichts!
©Manuela Maer